Beim Lesen des Titels der Ausstellung Rhizomée im Raum für junge Kunst EG Null, stellt man sich sofort die Fragen: „Hat das Wort Resümee etwas mit der Bedeutung des Titels zu tun? Sollte der Titel einer Ausstellung nicht auch ihren Zusammenhang eröffnen?“ Wer Griechisch ein wenig kann oder Interesse an Wortursprüngen hat, erkennt die Bedeutung der Anspielung auf die Wurzel (Rhizom) mit dem Wort Resümee. Eine Verschmelzung der beiden Wörter, die vielleicht tatsächlich den Kontext der Ausstellung anreißen.
EG Null – Raum für junge Kunst ist eine Initiative der Generali Deutschland. Die Ausstellung Rhizomée kann also nach einer Anmeldung beim Empfang bis zum 28. Februar 2014 besichtigt werden. Es lohnt sich diese neuen Räume mit hohen Decken und großen Fenstern zu sehen, weil sie genau für die Video- und Lichtinstallationen, sowie andere Kunstarbeiten ausgewählter Künstler bestens geeignet sind.
Es sind sechs Künstler, die ein Ensemble von sechs Filmfiguren bilden. Es sind drei KHM-Absolventen, die drei Künstler nach ihrem Belieben einladen durften. Die drei KHM-Absolventen: Johanna Reich, Carolina Redondo und Jens Pecho haben Eli Cortiñas, Daniela Kneip Velescu und Adriane Wachholz ausgewählt. Diese eher untypische Art und Weise der Auswahl der teilnehmenden Künstler in der Rhizomée zeigt den etwas anderen, innovativen Ansatz der Kuratoren der Ausstellung: Julia Höner und Georg Elben (Arbeit in Zusammenarbeit mit Mischa Kuball).
Im Raum zur rechten Seite vom Eingang sind die beiden Videos Liberation Day und Plein Air – Bild einer Stadt, 2013 von Johanna Reich (geb.1977 in Minden) zu sehen. Die Künstlerin integriert sich selbst in beide Videos um eventuell das Vergängliche einer Stadt in Bewegung und das Zerstörerische einer möglichen Illusion der Stärke des Menschen zu zeigen. An der anderen Wand des Raumes ist die Bleistiftzeichnung Haiyan, 2013 von Adriane Wachholz (geb. 1979 in Oppeln) in Verbindung mit einer Videoprojektion zu betrachten. Die geometrischen Formen in der Zeichnung stammen alle aus diesem Raum. Das Lichtspiel entsteht durch die Besonderheit der Elemente im Raum. Einen Kontrast zu diesen Werken bieten die großen Poster von Jens Pecho (geb. 1978 in Frankfurt am Main), die statistischen Daten zu den Todesursachen aus den Jahren 2008 bis 2011 abbilden. Durch die Benennung der Poster nach Verstorbenen gewinnt die Reihe an gewisser Tiefe. Im nächsten Raum trifft man auf das Video von Eli Cortiñas (geb. 1976 in Las Palmas de Gran Canaria) Perfidia (2012). Die Menschen gehen und gehen und scheinen nicht aufhören zu können. Es ist ein Videoschnitt aus verschiedenen Szenen des Films Der diskrete Charme der Bourgeoisie (1972) von Luis Buñuel. Die Menschen im Video scheinen kein eindeutiges Ziel zu haben, halten aber zusammen. Eine andere Bewegung präsentiert Carolina Redondo (geb. 1977 in Santiago de Chile) in Anti-gravity study #2 (2013) im Hauptfoyer. Die Schülerin Mischa Kuballs zeigt mithilfe von Licht und Schatten eine Silhouette von sich selbst in einer Videoperformance, die ebenfalls den Raum der Ausstellung mitintegriert. Im weiteren Raum nutzt Daniela Kneip Velescu (geb. 1982 in Bukarest) die Gegebenheiten, das Mobiliar in einem kleinen Foyer und verwandelt die Hocker, das Sofa, die Stehlampe und Ohrsessel in einen Teil des Selbstportraits. Für das Self-portrait (2013) verwendet sie Plastikfolie, die den Ton ihrer Haut trägt. Die Folie deckt das Mobiliar ab und jeder, der sich hinsetzt um das Video zu sehen kriegt etwas von der Künstlerin ab, nämlich die „Farbe ihrer Haut“. Ein Teil des Videos Two small paintings: Arrangement in Weiß und Schwarz (2011) führt die Künstlerin, wie sie Sonnenblumenkerne isst und die Schalen in eine Designervase wirft, vor. Dafür stehen drei Objekte auf dem Boden, alle weiß und für einen bestimmten Zweck. Der andere Teil Stapel Nr. 1 (plum, white, red) (2012) zeichnet die Aufstapelung von Büchern ab, dessen Buchrücken wir unscharf sehen können. Das Video beinhaltet eine konträre Bewegung, einerseits das Wiederholende der Geste der Künstlerin und andererseits das Unscharfe der Buchrücken, die ebenfalls wie ein Gemälde erscheinen.
Rhizomée könnte man in dem Sinne des Verwurzeltseins verstehen. Jeder sollte wissen, woher er oder sie stammt und es auch nicht vergessen. Die Bewegung und die Statik, die Statistik und das Licht begleiten unser Leben ohne wirklich berücksichtigt zu werden. Menschen gehen manchmal mit einem Ziel, manchmal auch ohne. Wir bewegen uns und bleiben nicht oft stehen um über etwas, über uns und unsere Umgebung nachzudenken. Dabei würden wir ohne Licht gar nicht sehen, wohin wir gehen und wo wir stehen. Licht und Schatten, Spiel und Tod, das Wiederholende und das Bleibende sind die Themen, die in dieser Ausstellung veranschaulicht werden und sogar den einen oder anderen zum Nachdenken bringen.
Rhizomée (ab 29. November 2013 bis 28. Februar 2014)
Johanna Reich, Carolina Redondo, Jens Pecho, Eli Cortiñas, Daniela Kneip Velescu, Adriane Wachholz
Generali Deutschland Holding
Tunisstraße 19-23
50667 Köln